VISIGOTH ist eine der wenigen (Heavy-)Metalbands, auf die meine Frau und ich uns einigen können – und da der Live-Doppelauftritt in Hamburg zufällig in der Geburtstagswoche der Gattin lag, lag natürlich auch die Geschenkidee nahe. Dankenswerterweise haben die Schwiegereltern den Bebimann über Nacht bei sich aufgenommen und mein Schwager hat uns sogar seine Wohnung überlassen, so dass wir den Abend ganz ohne Aufriss mit den Öffis bzw. Parkplatzsuche genießen konnten. Top Voraussetzungen!
Also sind wir schon am Nachmittag aufgebrochen, haben unser Nachtquartier bezogen und uns auf die Reeperbahn durchgekämpft. Da Kampf bekanntlich nur in Kombination mit Mampf funktioniert, legten wir zunächst einen Stopp beim Vietnamesen um die Ecke ein (Com Nieu 21 – empfehlenswert!), um anschließend bewaffnet mit ein, zwei Hohlmantelgeschossen des Kalibers 0,5 die Konzert-Location anzusteuern. Das Drafthouse direkt am Hans-Albers-Platz war mir bisher nur als Bar bekannt, stellte sich aber als ziemlich idealer Live-Schuppen heraus: praktisch von überall gute Sicht auf die Bühne, Fassbier aus gescheiten Gläsern und genau die richtige Größe für ein zünftiges Underground Gathering.
Abzüge in der B-Note gab's höchstens für den verspäteten Beginn um kurz nach 21 Uhr, der mutmaßlich vor allem den Getränkeumsatz steigern sollte. Da es keine Vorband gab und wir für die Heimreise sowieso keinen Zug erwischen mussten, war das aber auch nicht weiter wild – doch eine gewisse Anspannung lag in der Luft; und die war völlig berechtigt in Anbetracht der vorab vermeldeten Abrisse auf den vorangegangenen Tour-Terminen und natürlich dem mächtigen Keep-it-True-Auftritt.
Entsprechend entfesselt reagierte die hungrige Meute schon beim Einstieg mit Dungeon Master. Da sich der Hamburg-Auftritt auf zwei Abende aufteilte (Freitag und Samstag, jeweils zum Schnapperpreis von 15 Tacken), wurden vornehmlich alte Songs versprochen, während am Samstag das neue Material gewürdigt würde (wobei die aktuelle LP „Conqueror’s Oath“ auch schon fünf Jahre auf dem Buckel hat). Fans der „Final Spell“-EP (2012) sind demnach voll auf ihre Kosten gekommen und vor allem Creatures of Desire hat mächtig Laune gemacht, wobei das westgotische Songwriting meiner Meinung nach erst mit den Folge-Releases richtig stark wurde.
Dennoch, die Setlist bot ausreichend Gelegenheit zum Fäuste schütteln und gediegenem Fußwippen (also genau die Art norddeutscher Schwermetallverköstigung, die mir zuletzt im Ruhrpott etwas fehlte 😉). Und natürlich auch zum Kutten beschauen – die hohe Dichte besonders hochwertiger Textilveredelungen sei an dieser Stelle ausdrücklich gewürdigt.
- Dungeon Master
- Mammoth Rider
- Call of the Road
- Final Spell
- Necropolis (MANILLA-ROAD-Cover)
- Blood Sacrifice
- Creature of Desire
- Iron Brotherhood
- The Revenant King
- Traitor’s Gate (Zugabe)
Ein rundum gelungener Ausflug also, raus aus der Provinz und mal wieder hinein ins Getümmel der Großstadt. Grüße gehen raus an @hinn_retti und @krachstelze, denen wir endlich mal in natura begegnet sind. Meine jämmerlichen Versuche, die Stimmung mit dem Smartphone einzufangen erspare ich euch allerdinge an dieser Stelle.
Fazit: 10/10, gerne wieder!