Smarter Fernsehen (2/3)

Linux konfigurieren

12. November 2019 | #linux #multimedia #fernsehen

In dieser kurzen Artikelreihe beschreibe ich ein Setup, um mit mithilfe eines Linux-PCs einem konventionellen Fernseher einen Hauch von Smart-TV zu verpassen.

Wie in Teil 1 beschrieben entschied ich mich nach einigem Probieren dafür, ein ganz gewöhnliches „Desktop-Linux“ geringfügig auf die Besonderheiten anzupassen, die da wären:

  • ein großer Bildschirm (sprich: Fernseher)
  • Audio per HDMI-Kabel auf dem Fernseher

Dieser Teil gibt einige Anregungen inklusive konkreter Konfigurationstipps sowie Hilfestellungen bei Problemchen, über die ich gestolpert bin.

0  Vorab: Wahl der Distribution / des Desktops

Wie üblich auf diesen Seiten empfehle ich natürlich GNU/Linux und beschränke meine Erklärungen auch auf ebenjenes Betriebssystem. Grundsätzlich spielt die Wahl der Distribution keine große Rolle, solange die verwendete Hardware unterstützt wird.

Dieser Artikel bezieht sich auf Debian zusammen mit KDE Plasma – wer andere Vorlieben und schon mal ein Linux installiert und konfiguriert hat, kann die Hinweise hier sicherlich auf seine Distribution bzw. seinen Lieblings-Desktop adaptieren.


1  Komfort

1.1  Dock und Verknüpfungen

Ich finde es zwar einigermaßen lächerlich, mit Linux typische MacOS-Elemente nachzuahmen, aber ein Dock mit schön großen Icons ist für die hastige Bedienung schon recht komfortabel: Denn wie in Teil 1 beschrieben, verwenden wir als Fernsteuerung eine Tastatur-Touchpad-Kombination, mit der man Dropdown-Unter-Untermenüs nicht immer auf Anhieb trifft.

Für KDE Plasma empfiehlt sich Latte Dock. Das lässt sich sehr vielseitig konfigurieren, wobei die Default-Einstellungen schon recht hübsch anzusehen sind. Wer sich für einen GTK-basierten Desktop entschieden hat (z.B. Gnome oder Xfce), mag sich vielleicht Docky oder das simplere Plank ansehen.

Je nach Geschmack bieten sich natürlich auch der normale oder ein Vollbild-Launcher an. Mir war es aber wichtig, nicht durch Aufklappmenüs navigieren zu müssen. Als kleines Gimmick lassen sich neben App-Verknüpfungen natürlich auch Links zu den bevorzugten Streaming-Portalen ergänzen, die dann ganz einfach im Standard-Browser geöffnet werden.

Man muss nicht alles abkupfern, was Apple so vormacht, aber ein Dock lässt sich (im Vergleich zu konventionellen Menüs) sehr bequem vom Sofa aus bedienen – und wenn man ohnehin nur wenige Applikationen täglich benutzt, bietet es auch genügend Platz. Vielleicht nicht hübsch, aber sehr zweckmäßig: Die bildschirmfüllende „Anwendungsübersicht“ von KDE Plasma kann als Widget auf den Desktop oder in eine Leiste gezogen werden.

1.2  Automatische Updates

Wer will schon Updates auf seinem Fernseher installieren? Wäre doch nett, wenn dies automatisch im Hintergrund geschieht, während man sich wie gewohnt berieseln lässt.

Debian-Nutzer verwenden hierfür das Paket `unattended-upgrades` und konfigurieren es wie im Debian-Wiki beschrieben. Das ganze funktioniert praktisch genau so bei Ubuntu-basierten Distributionen.


2  Grafik

Wer keinen riesigen Fernseher hat und/oder auch ohne Sehhilfe klarkommen will, sollte die DPI-Rate seines Rechners hochschrauben. Damit werden auch enge Menüs gut lesbar.

Bei Plasma öffnet man hierzu die Systemeinstellungen, klickt zur Anzeige-Einrichtung und verwendet den Schieber für die „globale Skalierung“. Alternativ kann man unter „Schriftarten“ einen DPI-Wert definieren.


3  Sound

3.1  Mixer / Den richtigen Output wählen

Sound sollte dank HDMI out-of-the-box funktionieren. Schlimmstenfalls muss dem System nur noch mitgeteilt werden, dass HDMI als Sound-Ausgang verwendet werden soll. Ich benutze hierfür gerne PulseAudio Volume Control (pavucontrol bzw. pavucontrol-qt): Im Reiter „Konfiguration“ sollte sich unter „Profile“ ein Punkt wie „Digital Stereo (HDMI)-Ausgabe + Analog Stereo-Eingabe“ finden. Je nach verwendetem Gerät und Anschluss muss natürlich variiert werden.

3.2  Sound-Troubleshooting

Ein paar Eigenheiten von PulseAudio sollten bei Bedarf noch abgestellt werden:

3.2.1  Kein HDMI-Sound mehr, wenn Fernseher aus dem Standby erwacht

PulseAudio wechselt automatisch die Sound-Ausgabe, wenn der per HDMI angeschlossene Fernseher ausgeschaltet wird oder in den Standby geht. Umgekehrt wechselt PuleAudio aber nicht zurück auf die HDMI-Ausgabe, wenn das Gerät wieder eingeschaltet wird, so dass der Schritt aus Abschnitt 3.1 regelmäßig wiederholt werden muss.

Folgende Konfiguration sollte Abhilfe schaffen:

  1. Öffne die Datei /etc/pulse/default.pa mit Root-Rechten
  2. Suche nach der Stelle load-module module-switch-on-port-available und kommentiere die Zeile aus. So in etwa sollte die Zeile dann aussehen:
…  
### Should be after module-*-restore but before module-*-detect
#load-module module-switch-on-port-available
…  

(via)

3.2.2  Störgeräusche, wenn Audio-Ausgabe beginnt

Wenn nach einiger Zeit ein Audio-Signal ertönen soll, bekommt man u.U. jedes Mal zunächst ein kurzes Knarzen zu hören. Das hängt damit zusammen, dass PulseAudio die Soundausgabe in den Standby schickt, wenn sie einige Zeit nicht benutzt wurde. Dieses Verhalten lässt sich abschalten:

  1. Öffne /etc/pulse/default.pa mit Root-Rechten
  2. Suche die Zeile load-module module-suspend-on-idle und kommentiere sie wie folgt aus:
    #load-module module-suspend-on-idle  
  3. Speichere die Änderungen und öffne nächstes die Datei /etc/pulse/system.pa (wieder mit Root-Rechten)
  4. Auch hier wird das Modul auskommentiert:
    #load-module module-suspend-on-idle  

4. NAS-Anbindung

Wer beispielsweise seine Musik oder Filme auf einem lokalen Server (sprich: NAS) bereitstellt, weiß vermutlich auch wie er diesen in sein System einbindet. Als Gedächtnisstütze verlinke ich hier daher nur auf den Artikel zu `cifs` bei den Ubuntuusers.

Wer seinen Netzwerkspeicher mittels FritzNAS realisiert, kann diesen praktisch genau so in sein System einbinden.


Wie geht’s weiter?

So, damit steht das Grundsystem. Im dritten Teil geht’s dann ums wirklich interessante: Medienkonsum!


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(Artikelfoto von Devan Hsu, veröffentlicht unter cc-by-sa-2.0.)