Ein Raunen ging um die Welt, als Ron Gilbert den Trailer zum neuen Teil von von Monkey Island veröffentlichte – jedenfalls raunten all jene, die schon in den 1990er Jahren ihre Freizeit zeigend und klickend vor fiependen Röhrenmonitoren verbrachten.
Mittlerweile ist Return to Monkey Island erschienen und das beste: auf GOG.com gibt es sogar eine native Linux-Variante!
Return to Monkey Island mit Steam unter Linux zocken
Wer jedoch wie ich nicht abwarten konnte und schon vorher bei Steam zuschlug, ist genauso wenig aufgeschmissen: Return to Monkey Island kann direkt im Linux-Steam-Client gekauft und installiert werden, ganz ohne wine
oder andere Verrenkungen.
Eine Schwierigkeit gab's in meinem Fall jedoch: Ich konnte RtMI zwar via Steam starten und hörte die Menü-Musik, aber der Bildschirm blieb schwarz. Schuld ist wohl der Intel-Grafikadapter.
Abhilfe schafft eine kleine Anpassung in der Datei .local/share/Terrible Toybox/Return to Monkey Island/Prefs.json
. Es muss die Zeile renderer: "opengl"
hinzugefügt werden. Hier als Copy&Paste-Befehl für faule:
$ echo 'renderer: "opengl"' >> ~/.local/share/Terrible\ Toybox/Return\ to\ Monkey\ Island/Prefs.json
(Quelle)
Aufgepasst: An anderer Stelle las ich auch, man solle directx
anstelle von opengl
eintragen. Und abhängig von deiner Linux-Distribution mag es auch sein, dass sich die prefs.json
an anderer Stelle im System befindet (nämlich ~/.steam/steam/steamapps/compatdata/2060130/pfx/drive_c/users/steamuser/AppData/Roaming/Terrible Toybox/Return to Monkey Island/
). Ich bin mir sicher, 2023 wird das Jahr Linux-Desktops. 😐
Auf geht's!
Der erste Eindruck von Return to Monkey Island ist positiv: das Spiel setzt genau da an, wo Teil 2 einst endete – am Ausgang von „Big Whoop“ im Vergnügungspark. Es folgt ein etwas längliches Tutorial, das die einfache Maus-Steuerung vermittelt und dann geht es endlich los: Guybrush trifft auf den alten Mann am Ausguck von Mêlée Island.
Der Humor ist nah am Original, an jeder Ecke gibt es Anspielungen auf die ersten beiden Teile zu entdecken. Vorwissen wird trotzdem nicht gebraucht, das Spiel ist in sich schlüssig aufgebaut. Wer sich aber ohne nostalgische Schwärmerei vor den Rechner setzt, wird vielleicht enttäuscht.
Kritisieren kann man etwa die Grafik. Die wirkt auch für ein Point & Click etwas antiquiert, zumal der Comic-Stil mitunter ziemlich heftig ist. Vielleicht soll er an die chaotisch Aufmachung von Day of the Tentacle oder Sam & Max Hit the Road erinnern, aber mir fiel es teilweise schwer zu erkennen, was da eigentlich gerade passiert (etwa als der über Bord geworfene Gullet im Ruder festhängt). Da wünscht man sich die alte Pixel-Grafik zurück, die auch nicht immer einfach zu lesen war, aber zumindest viel Charme versprühte.
Ziemlich aufgeblasen wirken auch manche Rätsel. Vier Crew-Mitgliedern einen Gefallen tun, damit sie helfen? Meinetwegen. Drei Geheimnisse über Le Chuck herausfinden? Kein Problem. Fünf goldene Schlüssel finden? Von mir aus auch das. Bei fünf Lehrmeistern das Seegarn-Erzählern lernen, bei drei Wettbewerbe betrügen gewinnen, drei Flaggenteile suchen und zusammensetzen … und natürlich für jedes dieser Rätsel von Insel zu Insel hetzen? Weniger wäre vielleicht mehr gewesen, zumal sich einige Rätsel wiederholen und damit schnell abnutzen.
Versöhnen kann Return to Moneky Island neben dem Wiedersehen von liebgewonnenen Charaktere mit gelungenen Dialogen und einigen neumodischen Features (etwa ein eingebautes Hilfe-System, das bei Bedarf Tipps liefert ohne zu spoilern. Oder eine Kurzzusammenfassung, die angeboten wird, wenn man das Spiel nach ein paar Tagen wieder anwirft). Beinahe über Bord geworfen werden diese positiven Eindrücke jedoch vom ziemlich schwachen Ende, das recht plötzlich und vor allem ganz ohne einen richtigen Showdown auskommt.
Gemischte Gefühle also. Alles in allem haben wir dennoch einige gemütliche Abende auf dem Sofa verbracht und uns mitunter sogar köstlich amüsiert. Wer MI1 und MI2 liebte, wird Return to Monkey Island ganz okay finden. Mindestens!
Titelfoto von Szymonek Pograniczny via Unsplash.