Reingehört XII

9. Oktober 2022 | #reingehoert #metal #ram #desaster #tank #luzifer

Noch so ne Sache, die ohne Kind irgendwie einfacher war: Heavy Metal hören. Ich hab zwar einen Kreativtonie für die frühe musikalische Prägung angelegt, aber Papa kriegt Musik fast nur noch per Kopfhörer beim abendlichen Haushalten oder nebenbei im Home Office oder Auto auf die Ohren.

Dennoch, immer wieder verirrt sich eine neue oder alte Scheibe in meinen Besitz, darum gibt's mal wieder eine Runde Reingehört:


RAM – Rod

(Album, 2017)

Schon seit 2005 liefert Schwedens Antwort auf JUDAS PRIEST verlässlich Qualitätsstahl. Das mittlerweile fünf Jahre alte Album „Rod“ gliedert sich in normale Kost und das sechsteilige Ramrod the Destroyer, ist also weder ein herkömmliches, noch ein Konzeptalbum.

Das liest sich sperriger als es ist, denn tatsächlich geht die ganze Platte gut ins Ohr und bringt gleich mehrere Höhepunkte, allen voran vielleicht die Hochgeschwindigkeits-Kreisch-Nummer Incinerating Storms.

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Desaster – Divine Blasphemies

(Album, 2002)

„Divine Blasphemies“ war der Einstand von Sataniac und schon sein eröffnender Dreifach-Schrei (nach einem obligatorischen Instrumental-Intro) ließ keine Wünsche mehr offen. Das vielleicht fieseste Brüll­organ des gesamten Black Thrashs ist seitdem bei Desaster nicht mehr wegzudenken, auch wenn Sataniac seine Stimmbänder ab „Angewhore“ (2005) noch gekonnter quält und auch die gotteslästernden Texte mit den Jahren noch ausgefeilter wurden, wenn man das bei aller Grobschlächtigkeit so sagen darf.

Dennoch, „Divine Blasphemies“ vereint alle Trademarks die DESASTER-Fans mögen: Brachiales Geholze, aber immer mit dem Gespür für geiles Riffing und genau der richtigen Menge an Melodie. Für mich steht die Platte damit gleichauf mit dem Vorgänger und unbestrittenem Band-Klassiker „Tyrants of the Netherworld“ (2000).

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Tank – This Means War

(Album, 1983)

Das 1983er Tank-Album „This Means War“ war damals das erste mit zwei Gitarren und brachte den punkigen NWoBHM-Sound von TANK auf einen etwas höheren Level und damit auch ein Stück weit weg von den MOTÖR­HEAD-Vergleichen.

Während „This Means War“ heute als eines der stärksten Alben der Band gilt, holt mich die Scheibe nicht ganz ab. Schon das überlange Synthesizer-Intro von Just like Something from Hell wirkt heute wie damals befremdlich und mit der gereiften Gitarren-Arbeit kann der recht eintönige Gesang von Algy Ward nicht mehr ganz mithalten (wird z.B. beim flotten Laughing in the Face of Death besonders deutlich).

Vielleicht muss man damals dabei gewesen sein, aber in Anbetracht der zahlreichen erstklassigen NWoBHM-Acts kann ich den Wirbel um „This Means War“ nicht ganz nachvollziehen.

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Luzifer – Iron Shackles

(Album, 2022)

Die Encyclopaedia Metallum listet unter dem Namen LUZIFER tatsächlich nur einen einzigen Eintrag, nämlich die Heavy-Metal-Truppe um den ruhelosen Underground-Mastermind Stefan Castevet, dessen Speed-Metal-Kommando VULTURE wohl kein Geheimtipp mehr ist. Wobei es bei LUZIFER allerdings weitaus gediegener zugeht:

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ohne den abgenutzten Begriff „kauzig“ auskommen, aber zum Mix aus Heavyness mit 70er-Orgel, zahlreich eingesetzten Hintergrund­chören und mitunter schrägem (aber immer eingängigem) Gesang passt der Begriff einfach zu gut.

Saustark ist neben der Gitarrenarbeit die Scheuklappen­freiheit mit der sich auch ungewöhnliche Ohrwürmer wie Hexer (In Dreiteufelsnamen) (getextet von IRON-KOBRA-Ela) und sogar das Goldene-Reiter-Cover fließend in das gut halbstündige Werk fügen.

Wer sich in den Gefilden von KING DIAMOND, MANILLA ROAD oder IN SOLITUDE halbwegs zu Hause fühlt, sollte hier mal ein Ohr riskieren. Aber mehr als woanders gilt bei LUZIFER: love it or hate it.

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Titelfoto: Markus Felix | PushingPixels, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons