Das neue Jahr ist angebrochen, aber das hindert mich natürlich nicht daran, den musikalischen Jahresrückblick fortzusetzen. 😉 Soll heißen: Im Folgenden geht's wieder um Alben, die innerhalb des letzten Jahres den Weg in meinen Besitz gefunden haben – ganz unabhängig davon, wann sie erschienen sind. Wie gewohnt kurz und knapp und ohne großen Anspruch auf Objektivität:
Rainbow – Long Live Rock 'n' Roll
(Album, 1978)
Im letzten Reingehört-Post ging es um schon um RAINBOW, hier folgt direkt ein weiterer Klassiker: „Long Live Rock’n’Roll“ ist die dritte LP des Ex-Soloprojekts und gibt schon beim eröffnenden Titeltrack die Fahrtrichtung vor.
Songwriting, Instrumente, Gesang, hier spielt sich alles auf allerhöchstem Niveau ab. Trotzdem geht auch das längere Gates of Babylon sofort ins Ohr und Fist-Raiser wie Kill the King toppen eh alles. Ein Zeitloser Meilenstein!
Riot City – Burn the Night
(Album, 2019)
Ein weiterer Spross der (wieder) florierenden kanadischen Heavy-Metal-Szene sind RIOT CITY. Mit deutlichem JUDAS-PRIEST-Einschlag nimmt das Debüt „Burn the Night“ keine Gefangenen.
Etwas lockerer als RAM, aber weniger verspielt als STRIKER machen die gut 37 Minuten durchgängig Laune. Den mitunter sirenenhaften Gesang (wie geil geht bitte The Hunter ab!) muss man natürlich mögen, aber Fans der genannten Referenzen kommen hier voll auf ihre Kosten – und kennen RIOT CITY sicher längst.
Trouble – Psalm 9
(Album, 1984)
Doom Metal ist zugegebenermaßen so gar nicht meine Baustelle, aber beim Reinhören der „Psalm 9“ musste ich einfach zuschlagen: auf ein atmosphärisches Intro folgt ein Riff, wie es Tony Iommi nicht besser hätte intonieren können und da war es eigentlich schon um mich geschehen.
Wobei man festhalten muss, dass TROUBLE weniger im Hardrock sondern eben im Metal verankert sind – und da sind sie natürlich keine Unbekannten. Auch wenn als Doom-Metal-Vorreiter meist eher PENTAGRAM, CANDLEMASS und SAINT VITUS genannt werden, waren TROUBLE Anfang der 1980er ebenso genreprägend, bevor sie später in psychedelischere Gefilde abdrifteten.
Eine dieser ursprünglichen Scheiben ist eben „Psalm 9“. Neben typischen Tradenarks wie einer gewissen Schwere und natürlich den „BLACK-SABBATH-Riffs“ ist das Album für meine Ohren aber noch mindestens ebenso tief im klassischen US Power Metal verankert.
Tolle Scheibe, vielleicht muss ich mich dem Doom Metal doch endlich mal verstärkt widmen.
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Blizzen – World in Chains
(Album, 2020)
Bleiben wir aber zunächst bei Heavy Metal. 😅 BLIZZEN sind in entsprechenden Kreisen längst kein Geheimtipp mehr und haben letztes Jahr mit „World in Chains“ ihr zweites Album fertigbekommen.
Geboten wird wie gewohnt melodischer, flotter Metal: hoher Gesang, starke Gang Shouts und ein gutes Händchen für genau den richtigen Spannungsbogen. Forged with Evil ist ne geile Speed-Metal-Nummer, ansonsten wird wenig experimentiert.
Für meinen Geschmack flacht „World in Chains“ in der zweiten Hälfte etwas ab und kann nicht ganz mit dem starken Vorgänger („Genesis Reversed“, 2016) mithalten. Der hat die Messlatte aber auch ordentlich hoch gelegt und ich will mal abwarten, ob man das neue Material nicht vielleicht doch nächsten Winter mal live zu hören bekommt. Vielleicht lässt sich auf der Bühne noch etwas mehr aus dem Material rauskitzeln.
Cirith Ungol – Paradise Lost
(Album, 1991)
„Paradise Lost“ war 1991 für lange Zeit das letzte Album von CIRITH UNGOL und gesellte sich erst vor Kurzem in mein CD-Regal. Nach eingehender Betrachtung muss ich aber (zumindest für mich) festhalten, dass dieses vierte Album das wohl stärkste der Diskographie ist.
Join the Legion funktioniert live wie auf Platte super als Opener, die Coverversion von Fire geht so selbstverständlich ins Blut, als hätte es den echten God of Hellfire bis dato nie gegeben. Heaven Help Us und Chaos Rising gelten bei CIRITH-UNGOL-Connoisseuren als zu catchy und kommerziell, aber AUGENBLICK ICH KANN EUCH NICHT HÖREN DIE SCHEIBE LÄUFT HIER SO LAUT DASS DIE WÄNDE WACKELN UND MEINE OHREN BLUTEN!!!1!
Auf der ganzen Platte gibt es kein Mittelmaß, alle Nummern gehen für CR-Verhältnisse fix ins Ohr und trotzdem wachsen sie noch mit jedem weiteren Durchlauf. Besser geht's nicht, „Paradise Lost“ ist nicht weniger als ein Meisterwerk!
Saxon – Crusader
(Album, 2015)
Klar, ohne Saxon keine Action! Aber dass Saxon 1984 einen regelrechten Stinker veröffentlicht haben, war mir irgendwie nicht klar. Und so schlug ich nichtsahnend und ohne reingehört zu haben beim Second-Hand-Höker zu.
Nach dem natürlich totgenudelten (aber nicht weniger starken) Titeltrack stellte sich dann nach und nach Ernüchterung ein: offensichtlich versuchte man sich neue Absatzmärkte zu erschließen und setzte hierfür verstärkt auf oberflächliche Ohrwürmer (A Little Bit of what you Fancy, Bad Boys (Like to Rock'n'Roll)) und belanglosen Radiorock (Do it all for You, Just let me Rock). Der Rausschmeißer Run for your Lives steigt auf der Skala des Schreckens durch peinliche „Ohoho”-Stadion-Chöre sogar noch ein paar Zähler höher.
Wieder was gelernt, aber wenigstens kein großer Schaden fürs eigene Portmonee. Ich werf jetzt erstmal die „Denim and Leather“ an!
(Artikelfoto von Keagan Henman auf Unsplash)